von Cala d`Or nach Cascais
Endlich ist es soweit und wir fliegen das letzte mal nach Mallorca zu unserem Boot um es mal richtig auszutesten und zu segeln. Am Freitag den 31. März 2023 um ca. 14.00 Uhr treffen wir mit dem Taxi im Hafen ein. Christoph ist auch wieder dabei und hilft uns noch die letzten Vorbereitungen zu treffen, wie Boot putzen, Dichtungen ersetzen, das Dinghi aufpumpen und am Heck montieren. Die Alukiste, die wir aus der Schweiz mitbrachten am Heck montieren für die Schuhe. Ich backe Brot im Omnia. Am Abend spazieren wir nach Portopetro in unser Stammlokal zum Z’nacht essen.

Am Samstag Vormittag kommt Frank vorbei, ein Deutscher der uns eine neue, hoffentlich passende Seekarte für den Plotter besorgt hat und sie installieren wird. Leider ist es eine falsche Karte, es ist nur der Teil drauf, den wir schon haben, der Bereich vom Mallorca und Südspanien. Wir brauchen aber die ganze Strecke bis Bremen. Die Karte ist falsch angeschrieben. Frank nimmt sie wieder mit. Thomas, unser Skipper ab Cascais besorgt uns die richtige. Nachmittags besuchen uns Agnes und Markus nochmals. Um 18.30 Uhr treffen Philipp und Roman mit etwas Verspätung ein. Mani hat Chili con Pesce gekocht.

Am Sonntag geht’s los und grad schon mal deftig, denn unsere Nerven werden schon im Hafen getestet, Mani lässt den Motor an und alle Leinen sind los, doch das Ruder lässt sich nicht steuern, ist blockiert. Doch WARUM?? Wir drehen ab, zum Glück haben wir genug Platz und genug Matrosen um uns am Nachbarboot abzustossen und seitlich mit dem Bugstrahlruder wieder anzulegen. Uff, nichts passiert und wir sind wieder fest. Warum ist das Ruder blockiert?? Der Autopilot war aus versehen an, darum. Ok, also den Adrenalinspiegel wieder normalisieren, nochmals ablegen und aus dem Hafen raus.


Die erste Etappe hats in sich mit einer Nachtfahrt und viel Wind mit bis zu 30Kt. 50% der Crew füttert die Fische. Roman, Herr Bär und ich, sind nicht betroffen. Ich bin jedoch auch nicht wirklich brauchbar, da mir die hohen Wellen und der Wind mental zu schaffen machen, grad in der ersten Nacht ohne Angewöhnungszeit. Ich habe Schiss. Christoph geht’s ganz schlecht, er geht am Montag in Formentera von Board. Um uns zu erholen machen wir eine kurze Auszeit und jeder kann machen was er will. Zum Z’nacht um 19.00 Uhr treffen wir uns alle und gehen essen.


Am Dienstag nach einem Spaziergang und Frühstück legen wir um 10.00 Uhr ab um Richtung Südspanien zu fahren, leider müssen wir motoren.

Wir entschieden uns wegen des schlechten Windes nicht nach Cartagena sondern weiter Richtung Süden Kurs zu halten. Zu dieser Entscheidung gehört auch eine Nachtfahrt, aber die Stimmung ist gut. Nachts kommt auch etwas Wind auf, so dass wir mit der Schmetterlingsstellung segeln können. Wir wollen nach Almeria oder Almerimar. Das heisst, im Anschluss grad noch eine weitere Nachtfahrt. Wir kämpfen mit grober See und einem verklemmten Grossrollsegel, das sich nicht mehr einrollen lässt. Das heisst, wir müssen mit viel Wind in den Hafen Almerimar einfahren. Die Fender wollen wir erst im Hafenbecken montieren wegen zu viel Wind draussen, was ein schlechter Entscheid war. Auch im Hafenbecken ist der Wind so heftig, dass wir nicht dagegen motoren können. Der Wind drückt uns regelrecht an den Peer, zum Glück sind genügend Puffer da und einige Helfer eilen herbei um das Boot vom Peer weg zu drücken.


Nach dieser anstrengenden 49-Stunden Etappe wollen wir nur noch essen, es gibt Tapas…..

Da wir für ein spektakuläres Hafenkino sorgen, kommt auch sofort ein Schweizer auf uns zu, um uns mitzuteilen, dass heute ein Segelmacher im Hafen ist der uns helfen könnte. Zum Glück können wir ihn grad engagieren für den nächsten Morgen, es soll morgen früh Windstill sein. Er stellt unser Rigg neu ein, das leider zu locker und schlecht gepflegt ist und der Mast krumm wie eine Banane.


Das ist die Küste bei Almerimar, Südspanien. Die weissen Felder sind alles Gemüseplantagen, in denen diverses Gemüse für ganz Europa produziert wird. Obwohl hier grosser Wassermangel herrscht, werden die Plantagen mit Grundwasser gegossen.
Die nächsten Tage bis Gibraltar müssen wir fast immer motoren, es hat viel zu wenig Wind. Aber die Stimmung ist gut, wir hören Musik über den Megaboom von meinem Handy. Trotz des Motorengeräusches bekommen wir mehrmals Besuch grosser Delphinschulen.
Das Wasser ist super klar aber frisch, wie es mit Touristen so ist, sie baden gerne, darum geht Philipp noch Schwimmen.
Von Almerimar bis Marbella liegt wieder eine Nachtfahrt an. Wir machen fast immer 3-Stunden-Schichten, Mani als Skipper schläft auf Deck und ist zur Stelle falls nötig.

Wir Matrosen lösen uns alle drei Stunden ab, so dass jeder genug Schlaf hat und auch mal sechs Stunden am Stück schlafen kann und jeder mal die Möglichkeit hat




In Marbella laufen wir um 02.00 Uhr aus damit wir mit der Strömung durch Gibraltar kommen. Um 10.00 Uhr sind wir vor Gibraltar und unsere Berechnung geht super auf. Wir müssen wieder mal motoren wegen zu wenig Wind. Wider erwarten ist die Durchfahrt durch Gibraltar sehr einfach und chillig. Wir haben etwas Nebel, der uns aber nicht gross beeinträchtigt. Die Frachter müssen länger warten bis sie in den Hafen dürfen.


Um 17.00 Uhr Anlegen in Barbate. Bis 19.00 Uhr ist Auszeit, jeder macht was er/sie Lust hat. Ich brauche auch mal eine Auszeit nach dieser strengen Woche und gehe am Strand spazieren, meditiere am Strand mit Wellenrauschen, danach noch Wellenhüpfen im kalten Atlantik, super erfrischend. Jetzt eine Dusche und ein feiner Z’nacht. Es gab Thunfischtatar und gebackene Minitintenfische.
Wir beschliessen morgen früh um 05.00 Uhr auszulaufen um noch am Nachmittag in Cadiz zu sein um noch was vom Tag zu haben. Mani und ich übernehmen diese Schicht. Leider wurden nachts sehr viele neue Fischernetze um die Hafenausfahrt gelegt, so dass wir nur mit Mühe raus kommen. Ich habe riesen Schiss, dass wir in eins reinmotoren, die Motorschraube würde umwickelt, jemand müsste dann bei Tag runtertauchen und alles abwickeln….zum Glück geht alles gut.

Bis Cadiz wird leider wieder nur motort. Roman parkiert im Hafen perfekt ein und wir bewundern unseren Nachbarn…

Cadiz ist eine wunderschöne Stadt….









Am nächsten Morgen um 07.00 Uhr stehen wir auf, Mani geht joggen, ich mache Yoga auf dem Schiffssteg.

Danach gehen Mani und ich Lebensmittel einkaufen, wie immer gibt es ein feines gemütliches Z’morgen. Heute müssen wir auch noch Diesel tanken. Da wir wieder viel motoren müssen wird es eine ruhige Fahrt, die ich nutze um Wäsche zu waschen und danach an der Reeling aufhänge.


Auf heute Mittwoch ist die letzte Nachtfahrt angesagt. Ich habe Schicht von Mitternacht bis 03.00 Uhr. Wir können segeln mit einer Geschwindigkeit von bis zu 8Kt. mit Böen bis 30Kt. Diese Nacht überqueren wir die Grenze zu Portugal.

Um 09.00 Uhr ist Tagwache und Kaffee angesagt, den Kaffee trinken wir meistens vor dem Frühstück, um «Unfälle» mit zu viel Geschirr und Flüssigkeiten an Deck zu vermeiden. Mani backt heute Pancakes, dazu Nutella, Gomfi, Honig und Fruchtsaft.

Heute will ich die Crew überraschen und einen Kuchen backen, schliesslich muss ich sie bei so vielen Nachtfahrten bei Laune halten ;)…..


Nach Überquerung der portugiesischen Grenze wird die spanische Flagge durch die Portugiesische ersetzt, die Q-Flagge, (gelb) heisst, dass wir noch nicht einklariert haben, wird auch gesetzt.

Am Mittwoch treffen wir in Albufeira ein, ein schöner aber zum einparkieren eher enger Hafen. Wir müssen mehrmals probieren, bis wir dann super und mit etwas Hilfe von anderen Seglern einparken können.

Albufeira ist ein herziges kleines Dörfchen mit kitschigen Häusern, engen Gässchen, (wir sahen grad einem Autofahrer zu, wie er ein Auto beschädigte und davon fuhr) einem schönen Strand mit einer langen Treppe und einem eigenen Lift.



Nach einem längeren Spaziergang durchs Dorf treffen wir uns mit Roman und Philipp zum Apero in einem kleinen gemütlichen einheimischen Bistro mit offener Galerie mit Meersicht. Zum Z’nacht haben wir Lust auf Indisch. Wir sitzen im hinteren Teil des Restaurants neben mindestens einem Dutzend kreischenden Girls, die so laut sind, dass wir den Platz wechseln.

Nach dem feinen Indischen Essen möchte Mani aufs Boot zurück um sich für den nächsten Tag vorzubereiten, denn es könnte schwierig werden wegen Wind und Wellen von vorne. Wir anderen wollen noch ein Glace zum Dessert und spazieren durch die kleinen Gässchen.
Zurück auf dem Boot kommt uns der Skipper genervt entgegen, wir hätten ein Wasserleck an Board. Er konnte uns per Telefon nicht erreichen, mein Akku ist leer, Roman und Philipp nicht erreichbar. Nach längerer Suche nach dem Leck stellte sich heraus, das unser Wassertank zu voll gefüllt wurde und das Wasser über den Deckel in die Bilge lief. Wir lassen Wasser ab, saugen mit Schwämmen den Überfluss ab und versuchen alles zu trocknen. Es ist schon sehr spät und zwei von uns sollten um 05.00 Uhr aufstehen um auszulaufen. Der Skipper und Roman übernahmen diesen Part.
Zum Z’morgen will ich mir ein Overnight-Porridge vorbereiten, darum stehe ich auch um 05.00 Uhr auf um kurze Zeit später wieder ins Bett zu gehen. Da erfahre ich, dass unser Autopilot nicht läuft. Ev. ist er nass geworden gestern vom Leck und hat einen Kurzen bekommen. Eigentlich wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, uns ums Boot zu kümmern und mal alles zu checken ob alles noch stabil ist. Das wurde irgendwie nicht gehört.
Den nächsten Hafen den wir bei diesen Bedingungen von Wind und Wellen anfahren können ist Sines. Das heisst für uns wir müssen nochmals eine Nachtfahrt einlegen. Es hat sich auch herausgestellt, dass wir uns um einen Tag verrechnet haben. Uns fehlt ein Tag. Wir kommen also nicht am Freitag in Cascais an, sondern erst am Samstag.
Anfangs können wir noch segeln, später nur noch motoren und das mit 1Kt. Tempo gegen den Wind. Wenn’s so weiter geht, kommen wir nie an.
Um 17.00 Uhr wollen wir, Mani und ich uns ausruhen, damit wir für unsere Nachtschicht um 21.00 Uhr fit sind. Wir liegen im Bett und versuchen uns zu entspannen. Kurz darauf platzt Philipp in unser Zimmer, es sei ein Scheiss passiert. Das Vorsegel ist runtergefallen, hat sich oben gelöst…. keine Nachtruhe, sondern Segel bergen und das bei Fahrt, Wind und hohen Wellen. Zum Glück werde ich nicht gebraucht, ich verkrieche mich unter der Decke und habe riesen Schiss. Einen kurzen Moment sehe ich aus unserer Dachluke heraus Mani im Wind stehen und irgendwelche Leinen im Wind einfangen um das Vorsegel zu bergen, zum Glück ist er mit der Lifeleine gesichert, mir graut alles….. Gefühlt eine Ewigkeit später kommt er tropfnass und genervt zurück ins Schlafzimmer. Wir kuscheln uns zusammen und versuchen uns zu beruhigen. Es ist alles gut, niemand ist verletzt oder sonst was schlimmes passiert…

Roman und Philipp übernehmen die erste Schicht bis 24.00 Uhr. Wir haben also etwas mehr Zeit um runter zu kommen. Um Mitternacht übernehmen wir unsere Schicht.
Ich mache mir grosse Vorwürfe, dass ich die Crew nicht dazu gebracht habe in Albufeira zu bleiben und uns ums Boot zu kümmern. Wenn wir schon vom Skipper gewarnt werden, es könnte heftig sein bei diesen Wetterbedingungen. Den kaputten Automotor hätte ich als Vorzeichen sehen sollen, da ich ja am Nachmittag vorher schon mal eine scheue Bemerkung gemacht habe, das Boot hätte mal einen Check nötig.
Naja, jetzt ist es so. Wir haben einiges erlebt und ich hoffe wir können daraus lernen. Der Hafen in Sines ist gut, unser Platz ist super zum Anlegen. Durch das Hafenbüro kommen wir zu einem Elektriker er kommt morgen Vormittag um den Autopiloten zu reparieren. Also müssen wir eine Nacht bleiben, es wird also Sonntag bis wir in Cascais sind. Roman klärt ab, ob er seine Verabredung so schieben kann dass es zeitlich aufgeht. Zum Glück klappt das. Super, dass wir so auf unsere Crew zählen können.
Aber jetzt haben wir einen Riesenhunger, schliesslich wurden unsere Adrenalinspiegel und Nerven aufs höchste strapaziert. Wir träumen von Gipfeli, Kaffee und süssem Gebäck. Die Restaurants sind alle im Dorf oben recht weit weg. Gemäss Hafenbüro gibt’s beim Fischerhafen ein gutes Restaurant. Etwas zögerlich marschieren wir dort hin. Alle 4-er Tische sind besetzt wir müssen ca. 15 bis 20 min warten. Zu unserem Schreck gibts aber nur Fisch, Salat und Kartoffeln. Kein Cafe complet… Die 15 min nutzen wir, um uns mit diesem speziellen Frühstück anzufreunden. Wir können unseren Fisch direkt aussuchen, danach wird uns ein Platz zugewiesen. Das Essen ist einfach perfekt, die Dessert Auswahl ist einheimisch und sehr fein.

Heute Nachmittag und morgen Vormittag waschen wir alle schmutzigen Kleider, Bettwäsche, Tücher usw. So das für die neue Crew nächste Woche alles frisch ist. Zum Glück hat es auch einen Tumbler, die Geräte sind sehr gut gepflegt, die Wäsche wird sauber und bleibt ganz.

Am Abend nach einem kleinen Nachtessen mit Süssem Dessert hat der Wind etwas nachgelassen, so dass wir die Chance nutzen um die andere Genua aufzuziehen.

Am Samstag kommt dann der Elektriker wie abgemacht. Er testet den Autopiloten. Wie von selbst läuft er wieder. Der Reservemotor wird auch getestet, der läuft auch. Das kostet 100 Euro für ca. 10 min!!
Mani und ich gehen nochmals einkaufen, Wasser, Brot und ein paar Kleinigkeiten… Um 16.00 wird abgelegt.

Danach stossen wir mit einem feinen Likör an auf unsere gute Suma-Crew und einem kleinen nachträglichen Osterhäsli….Poseidon bekommt auch einen Schluck für seine relativ guten Wetterdaten die letzten Tage.
Das ist jetzt definitiv die letzte Nachtfahrt für diese Crew. Der Autopilot läuft doch nicht, warum auch immer… Am Sonntag um 09.00 Uhr legen wir im Hafen Cascais an.

Nach dem Check-Out von Philipp und Roman putzen wir das Boot innen und aussen, abstauben, staubsaugen, WC putzen, Boden feucht aufnehmen usw….

Das heisst jetzt für mich, meine Reise ist fürs erste beendet und ich muss leider morgen nach Hause in die kalte Schweiz zurück….


Was sonst noch so an Board läuft um die Zeit zu vertreiben…












